
Yoko Ogawa
Der Duft von Eis
Aus dem Japanischen von Sabine Mangold. Liebeskind, 264 Seiten, € 24,-
Die junge Ryoko reist von Tokio nach Prag, um mehr über den Tod ihres Geliebten zu erfahren. Hiroyuki war ein begabter Parfümeur, der in seinem Atelier außergewöhnliche Düfte komponierte. Am ersten Jahrestag ihrer Beziehung schenkte er ihr ein selbst kreiertes Parfüm namens „Quell der Erinnerung“, am Tag darauf trinkt er eine Flasche Ethanol und stirbt. Ryoko kann erst um ihn trauern, wenn sie seine Tat versteht. Bei ihren Recherchen findet sie heraus, dass Hiroyuki ein ganz anderer Mensch war als der, mit dem sie ihr Leben teilte. Fünfzehn Jahre zuvor war Hiroyuki nach Prag gereist, um an einem internationalen Mathematikwettbewerb teilzunehmen. Dort muss es zu einem Zwischenfall gekommen sein, der sein Leben für immer veränderte. Yoko Ogawas neuer Roman über das Geheimnis der menschlichen Identität ist eine faszinierende Gratwanderung zwischen Imagination und Realität. „Der Duft von Eis“ ist zart, diskret, doch unter der Oberfläche lauert eine naive Gewalt, die immer wieder hervorbricht.
Empfohlen von Lukas Becker