TransLIT4

Kathrin Röggla

herausgegeben von Pola Gross, Manuela Günter und Nicolas Pethes,
Institut für deutsche Sprache und Literatur I der Universität Köln, 170 Seiten,
Verlag der Buchhandlung Klaus Bittner, Köln 2020, 16,- €
ISBN 978-3-926397-46-1

Ziel der translit-Dozentur des Instituts für deutsche Sprache und Literatur I der Universität zu Köln ist eine produktive Diskussion der Frage nach den Regeln und den kreativen Prozessen, die bei der Übersetzung von Literatur in ein anderes – visuelles, akustisches oder audiovisuelles – Medium zentral sind. Zugleich geht es um das ästhetische Potenzial, das so freigesetzt wird. 2019 war die österreichische, in Berlin lebende Autorin Kathrin Röggla an der Universität zu Köln zu Gast, die mit ihren Texten die mediale Grenzüberschreitung seit Mitte der 1990er Jahr zur Kunstform erhoben hat. Ihre transgressive Schreibweise steht im Zeichen des permanenten Experimentierens mit Formen der Literatur einerseits, mit Formaten der Gesellschaftstheorie andererseits.

Kathrin Röggla lebt in Berlin und schreibt Prosa, Hörspiele, Essays, Film- und Theatertexte. Bereits während ihres Germanistik- und Publizistik-Studiums, das sie nach eigenen Worten 1999 erfolgreich abbrach, entstanden erste literarische Arbeiten in Literaturzeitschriften und Anthologien, 1995 veröffentlichte sie ihren ersten Prosaband „niemand lacht rückwärts“. Seit 1998 verfasst und produziert Röggla auch Radioarbeiten, die von akustischen Installationen über Netzradioprojekte bis zu Hörspielen reichen sowie seit 2002 ebenfalls zahlreiche Texte fürs Theater. Seit ihrem literarischen Debüt hat Röggla Prosa-, Theater- und Hörspieltexte veröffentlicht, die allesamt gesellschaftliche, politische und ästhetische Diskurse, Fragen und Problemlagen der Gegenwart in den Blick nehmen, wie bspw. „Abrauschen“ (1997), „Irres Wetter“ (2000), „really ground zero“ (2001), „wir schlafen nicht“ (2004), „die alarmbereiten“ (2010), „publikumsberatung“ (2011) und „Nachtsendung“ (2016). Ihre eigenen genre-, gattungs- und medienübergreifenden Arbeiten sowie zeitgenössische gesellschafts- und kulturpolitische Fragen reflektiert Röggla in theoretischen Essays, wie bspw. in „gespensterarbeit, krisenmanagement und weltmarktfiktion“ (2009), in „Besser wäre: keine“ (2013) oder in „Die falsche Frage. Theater, Politik und die Kunst, das Fürchten nicht zu verlernen“ von 2015. Im Rahmen des mit Karin Sander und Manos Tsangaris konzipierten Ausstellungsprojekts „wo kommen wir hin“ in der Akademie der Künste Berlin kuratierte sie 2019 ihre erste eigene Ausstellung mit dem Titel „Der Elefant im Raum“. Ausgezeichnet wurde Röggla u. a. mit dem Salzburger Landesliteraturpreis (1992), dem New-York-Stipendium des Literaturfonds (2001), dem Preis der SWR-Bestenliste (2004), dem Nestroy-Theaterpreis 2010 für das beste Stück („worst case“), dem Franz-Hessel-Preis (2010), dem Arthur-Schnitzler-Preis 2012 und kürzlich mit dem Wortmeldungen-Literaturpreis 2020. 2014 hielt sie die dritte Saarbrückener Poetikdozentur, 2017 hatte sie die Poetik-Professur and der Universität Bamberg inne. Seit 2012 ist Röggla Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und seit Juni 2015 deren Vizepräsidentin; seit November 2015 ist sie Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt und seit Juli 2019 der Bayrischen Akademie der Schönen Künste. Im Sommersemester 2019 folgte Kathrin Röggla der Einladung als TransLit-Poetik-Dozentin des Instituts für deutsche Sprache und Literatur I der Universität zu Köln.

Pola Gross ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin. Derzeitige Forschungsschwerpunkte: Stil, Kritische Theorie, Gegenwartsliteratur. Dissertationsschrift: „Adornos Lächeln. Das ‚Glück am Ästhetischen‘ in seinen literatur- und kulturtheoretischen Essays“ (Berlin, de Gruyter 2020).

Manuela Günter unterrichtet Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität zu Köln. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen u. a. im Bereich der Medienliteraturgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts sowie der gender studies und der Kanon- bzw. Frauenliteraturforschung. Zuletzt erschienen: „Kulturwissenschaftliche Perspektiven der Gender-Studies“ (Berlin, Kadmos 2018, hg. zs. mit Annette Keck).

Nicolas Pethes unterrichtet Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität zu Köln. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen Kulturwissenschaftliche Gedächtnistheorien, die Mediengeschichte der Literatur, Wechselbezüge zwischen Literatur und Wissenschaft sowie materielle Kulturen in Literatur und Philologie. Zuletzt erschienen: „Philology in the Making. Analog/Digital Cultures on Writing and Reading“ (Bielefeld, Transit 2019, hg. zs. mit Pál Kelemen).

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