Lust

Wenn er sie nur berühren könnte,
Ihr Name wie ein uralter Wunsch
In der getrockneten Salzwitterung
Auf einer Schnecke. Es sehnt ihn,

Wörter zu sein, saftig wie Passions
-frucht auf ihrer Zunge. Er täte alles,
Drei Tage & Nächte lang tanzen,
Um die grässlichsten Götter aus

Eibenasche erstehen zu lassen,
Herauszutreten aus dem nackten
Getümmel, um so zart zu sein wie
Fleisch, weggedacht von den Perl

-muttgräten des Blauen Sonnen
-barschs. Es sehnt ihn, Orange
Zu sein, Fingernägel zu spüren,
Die ihn mit einer Naht versehen.

Edition Lyrik Kabinett, Hanser, 176 Seiten, € 24,-
Zweisprachige Ausgabe: Englisch / Deutsch. Aus dem Englischen von Mirko Bonné.

„Diese Lieder führen über unbefestigte Straßen / & Highways, durchqueren einsame Meere / & erklimmen Berge, überqueren Himmel / & Unterwelten von Neon Honkytonk,/ Wo auch immer der Blues zu reisen wagt.“ Schillernd, ironisch und zugleich unheimlich sind die Verse von Yusef Komunyakaa, der wie ein Jazzmusiker schreibt und dabei nicht nur die afroamerikanische Geschichte mitschwingen lässt, sondern auch der Spur der Gewalt in unserer Welt nachgeht. Wenn die Verträge des Gottes der Landminen „bereits unterschrieben ankommen“, „bleibt uns nichts zu sagen, / außer ‚Bitte, Erbarmen, leg los‘.“
Zum ersten Mal auf Deutsch eine umfassende Werkauswahl von einem der originellsten US-Dichter in der glänzenden Übersetzung von Mirko Bonné.

Yusef Komunyakaa, geboren 1947 in Bogalusa, Louisiana, ist ein US-amerikanischer Schriftsteller. Während des Vietnamkriegs war er als Kriegsberichterstatter tätig. Er ist Mitglied im Fellowship of Southern Writers und erhielt bedeutende Literaturpreise, wie den Kingsley Tufts Poetry Award und den Pulitzer-Preis für Poesie. Von 2016 bis 2019 war er New York State Poet Laureate. Er unterrichtet im Creative Writing Program der New York University.

Mirko Bonné, geboren 1965, lebt als Schriftsteller und Übersetzer in Hamburg. Für sein Werk wurde er vielfach ausgezeichnet. Er übersetzte u. a. Joseph Conrad, Emily Dickinson, John Keats, Grace Paley, Henry James und William Butler Yeats.

Gedicht: Seite 31

Empfohlen von Klaus Bittner

nach oben