An das Wilde glauben

Nastassja Martin

Aus dem Französischen von Claudia Kalscheuer

Matthes & Seitz Berlin, 139 Seiten, € 18,-

Die Anthropologin Nastassja Martin erzählt in diesem packenden autobiografischen Text die Geschichte einer tiefen Verletzung und ihrer Heilung. Auf einer ihrer oft monatelangen Forschungsreisen auf die von Vulkanstümpfen durchzogene russische Halbinsel Kamtschatka, wo sie die Bräuche und Kosmologien der Ewenen studiert, taucht sie tief in deren Kultur ein und beginnt intensiv zu träumen. Nach einer Bergtour begegnet sie einem Bären: Es kommt zum Kampf, er beißt sie ins Gesicht und die 29-Jährige gerät in einen Zustand versehrter Identität. Was sie zuvor als Wissenschaftlerin beschrieben hat – die animistische Durchmischung von allem – erfährt sie nun am eigenen Leib. Die Grenzen zwischen dem Bären und ihrer selbst, oder dem, was früher sie selbst war, verschwimmen. Träume und Erinnerungen lassen Nastassja Martin umfassende Heilung in sich selbst und der Wildnis finden, in die sie nach einer qualvollen Genesungsgeschichte in russischen und französischen Krankenhäusern zurückkehrt.

Nastassja Martin, 1986 in Grenoble geboren, ist Anthropologin und Schriftstellerin. Die Schülerin von Philippe Descola ist Spezialistin für arktische Völker und veröffentlichte vor diesem Buch, das in Frankreich großes Aufsehen erregte, den anthropologischen Essay „Les âmes sauvages“ über die Gwich´in, ein indigenes Volk Alaskas im Widerstand gegen die westliche Kultur und die globale ökologische Krise.

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