Port Sudan

Olivier Rolin

Aus dem Französischen von
Holger Fock und Sabine Müller

Liebeskind, 144 Seiten, € 18, –

Was geschieht, wenn man seine Träume aufgeben muss? Hält man an bestimmten Idealen fest, oder verliert man sich im Nichts? Olivier Rolin erzählt die Geschichte einer vergessenen Freundschaft, die auf der Sehnsucht nach einer besseren Welt gründet, und einer Amour fou, die nicht mehr ist als eine fatale Illusion. „Port Sudan“ ist ein schmaler Roman mit großem Resonanzraum.

Viele Jahre lang führt der Erzähler dieses Buchs Frachtschiffe die afrikanische Küste entlang, bevor er in Port Sudan strandet, der größten Hafenstadt am Roten Meer. Dort verdingt er sich als Hafenmeister, obwohl diese Aufgabe eher symbolisch ist, denn nur noch selten löschen Schiffe in diesem verlorenen Teil der Erde ihre Fracht. Seine mageren Einkünfte stammen aus den wenigen Schwarzmarktgeschäften, die ihm die hiesigen Schutzgelderpresser gestatten: ein bisschen Alkohol, ein paar Kathblätter … Eines Tages erreicht ihn ein Brief aus Paris. Sein Freund A. hat sich das Leben genommen, aus Verzweiflung über eine gescheiterte Liebesbeziehung. Am Abend vor seinem Tod wollte A. einen Brief schreiben, »Lieber Freund« waren jedoch die einzigen Worte, die er zu Papier brachte. Zufällig verlässt gerade ein Schiff Port Sudan in Richtung Marseille. Der Erzähler beschließt, nach Frankreich aufzubrechen, um die Botschaft seines Freundes, die vielleicht für immer verloren ist, zu rekonstruieren.

Olivier Rolin wird 1947 in Boulogne-Billancourt geboren. Die Kindheit verbringt er im Senegal, nach seinem Schulabschluss studiert er in Paris Literatur und Philosophie. 1967 tritt er der Kommunistischen Jugend Frankreichs bei, ein Jahr später wird er Mitglied des maoistisch orientierten »Neuen Volkswiderstands« und beteiligt sich an militanten Aktionen. Als sich die Bewegung 1973 auflöst, geht er für längere Zeit in den Untergrund. 1978 wird er Lektor und später Herausgeber in einem Pariser Verlagshaus, 1983 erscheint sein erster von bislang zehn Romanen. Für „Port Sudan“ wird er 1994 mit dem renommierten Prix Femina ausgezeichnet, für „Die Papiertiger von Paris“ erhält er 2003 den Prix France Culture.

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