Das schwarze Königreich

Szcepan Twardoch

Aus dem Polnischen von Olaf Kühn
Rowohlt Berlin Verlag, 416 Seiten, € 24,-

Warschau 1939! Jakub Shapiro, der jüdische Unterweltkönig aus Warschau, Protagonist aus Twardochs Erfolgsroman „Der Boxer“, überlebt nach dem Überfall der Deutschen auf Polen ohnmächtig, immer schwächer und fast verrückt werdend, die Gewalt, den Hunger und das Morden. Seine Frau Emilia, der ein unfassbar ergreifendes, schmerzhaftes letztes Kapitel des Buches gewidmet ist, verlässt ihn mitsamt ihren Söhnen. Alles zerfällt, das mit Blutgeld errichtete luxuriöse Leben ist zu Ende. Jakubs Geliebte Ryka rettet ihm das nackte Leben, oder das, was noch davon übriggeblieben ist. Ihre Kraft, ihr Mut und ihr Überlebenswille treibt sie an.

„ Niemand hat ihn so geliebt wie ich, ich weiß das hiermals und wusste es damals…..Ich liebte einen bösen Menschen, weil er meiner war, weil wir gleich waren, weil wir eins waren….und damals….sagte ich mir, dass wir überleben würden, denn nun, wo ich ihn schon hatte, wäre es dumm gewesen, ihn dem Tod zu überlassen.“

Zwei Personen erzählen diese grandiose Geschichte, zum einen Ryfka und zweitens David, sein am Ende des Krieges 13jähriger Sohn. Auch er überlebt als Schmuggelkind mit seinen zwei engsten Freunden die Ghettozeit. Sie hassen die Deutschen, die Polen und die jüdische Polizei und lange Zeit gelingt es ihnen, als Schmuggler alle zu narren und davonzukommen.

Er fühlt sich als „ Greis in jugendlichem Leib. Ich wusste schon alles, ich hatte alles überlebt (…) Der Krieg, das Ghetto, die uns mordenden Deutschen, die uns an den Deutschen ausliefernden Polen, das war mein Leben, das ganze Leben, das ich kannte (…) Ich kannte alle Arten des Bösen, das man im Menschen finden kann. Aber mein Vater ist der Allerschlimmste.“ Im stetigen Wechsel des Erzählrhythmus, der Erinnerungen und der erzählten Zeit werden wir Zeuge eines erschütternden Buches.

Szczepan Twardoch, geboren 1979, ist einer der herausragenden Autoren der Gegenwartsliteratur. Mit „Morphin“ (2012) gelang ihm der Durchbruch, das Buch wurde mit dem Polityka-Passport-Preis ausgezeichnet, Kritik und Leser waren begeistert. Für den Roman „Drach“ wurden er und sein Übersetzer Olaf Kühl 2016 mit dem Brücke Berlin Preis geehrt, 2019 erhielt Twardoch den Samuel-Bogumil-Linde-Preis. Zuletzt erschienen der hochgelobte Roman „Der Boxer“ sowie das Tagebuch „Wale und Nachtfalter“. Szczepan Twardoch lebt mit seiner Familie in Pilchowice/Schlesien.

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