Resignation ist kein Gesichtspunkt
Erich Kästner
Atrium Verlag, 238 Seiten, € 23,-
Neben seiner viel zitierten Anekdotenhaftigkeit und seiner Liebe für einen spielerischen, fast kindlichen Zugang zur Sprache besteht kein Zweifel – hier spricht ein politischer Autor, ein scharfzüngiger Zeitzeuge, der ahnt, welch dunkle Zeiten ins Land stehen.
Erich Kästner, der selbst der Verbrennung seines Romans „Fabian“ am Berliner Opernplatz miterleben musste (fast auf den Tag vor 90 Jahren), spricht und schreibt nicht ohne Hoffnung auf Frieden: und genau diese Zeilen, diese Worte sind – aus der Gegenwart gesehen – die bittersten und schmerzlichsten.
Viele der gesammelten Texte sind als journalistische Feuilletons in Tageszeitungen erschienen, manche als Reden für den Rundfunk, fünf Beiträge wurden im deutschen Literaturarchiv Marbach in den Archiven gefunden und sind Erstveröffentlichungen, vieles bleibt weiterhin verschollen, da Kästner oft unter Pseudonym schrieb.
Der ausgewiesene Kästner-Kenner Sven Hanuschek hat diese Auswahl von 43 Beiträgen behutsam zusammengestellt, sortiert und mit einem Nachwort versehen. Kästner ist hier so aktuell wie nirgends sonst, als Chronist seiner Zeit, als Mahner gegen jede Form von Nationalismus und als Pazifist: für ihn war schlichtweg RESIGNATION NIE EIN GESICHTSPUNKT.
Erich Kästner, 1899 in Dresden geboren, begründete gleich mit zwei seiner ersten Bücher seinen Weltruhm: „Herz auf Taille“ (1928) und „Emil und die Detektive“ (1929). Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden seine Bücher verbrannt, sein Werk erschien nunmehr in der Schweiz im Atrium Verlag. Erich Kästner erhielt zahlreiche literarische Auszeichnungen, u.a.den Georg-Büchner-Preis. Er starb 1974 in München.
Sven Hanuschek, geboren 1964, Germanist und Publizist, gilt als international führender Kästner-Experte und hat u.a. Erich Kästner, „Der Gang vor die Hunde“ sowie den Erzählungsband „Der Herr aus Glas“ herausgegeben.
Empfohlen von Christoph Danne